Yesss! Ich hab mich endlich mal nach München gewagt. Obwohl ich aus beruflichen Gründen schon gefühlte 1000 mal für jeweils ein paar Tage in einem Münchener Vorort verbrachte, war diese Stadt in meinem Augen bisher so uninteressant, dass mir selbst die nur 30 minütige Bahnfahrt zu umständlich war um einmal Bayerns Hauptstadt zu besuchen. Gut, zugegeben war ich schon mal hier. Zum Oktoberfest. Einmal und nie wieder, dachte ich mir. Ich konnte das Event von meiner To-do List streichen, aber auch dort zieht es mich nicht ein zweites mal hin. Es war zwar ganz nett, mehr aber auch nicht. Für einen weiteren Oktoberfestbesuch ist mir die Anreise zu weit. Da fehlt mir einfach der Reiz.
Was ich gegen München habe? Eigentlich nichts konkretes. Natürlich spielen Vorurteile eine große Rolle. Es schien mir einfach zu spießig und zu langweilig.
Mit der Zeit wuchs aber in mir der Gedanke, dass auch München bestimmt ein paar coole Ecken zu bieten hat. Auch dort tummeln sich doch bestimmt irgendwo (in meinem Sinne) „normale“ Menschen herum. Also begann ich zu googeln und begann mit Suchbegriffen wie etwa „alternatives München“ oder „Subkultur München“. Und siehe da- es dauerte nicht lange bis ich fündig wurde. Mit nur wenig Aufwand fand ich eine Handvoll für mich interessanter Locations.
Diese Woche war es endlich so weit. Die Wettervorhersage versprach gute Aussichten, die Jahreszeit lange Tage, so dass sich die Anreise auch nach Feierabend noch lohnen sollte.
Tatsächlich wurde ich nicht enttäuscht. Im Folgenden erzähle ich ein wenig über die Orte die ich aufsuchte. Orte, die Lust machen auf mehr. Und jetzt bereue ich ein wenig, dass ich diese Gelegneheit die letzten 2,5 Jahre nicht nutzte. 😉 Tja, so ist das nun einmal wenn man seinem eigenen Glück selbst im Weg steht.
Los geht’s!
Mit der S-Bahn ging es erst einmal Richtung Ostbahnhof, von dort aus per U-Bahn U5 bis zum Heimeranplatz. Von dort aus sind es nur wenige Schritte bis zum Mollsee im Westpark, welcher Anfang der 80er im Rahmen der internationalen Gartenaustellung angelegt wurde und nun als Naherholungsgebiet fungiert. Der See liegt nicht gerade zentral, eher im Randgebiet von München. Gerade das macht ihn für mich interessanter. 🙂
Der Mollsee war gut besucht, aber nicht überfüllt. Recht nett hier. Mein eigentliches Ziel war aber eine Location namens:
Gans am Wasser
Das Café liegt direkt am Wasser und bietet viele verschiedenen Sitzgelegenheiten die zum chillen und quatschen einladen. Gegen Durst gibt es u.a. Bier, Wein(-Schorle), Wasser, Club Mate, Kaffee und und und. Wer hungrig ist kann wählen zwischen Pommes, diverser verlockend aussehender Burger und einer Tagesbowl. Für ein WC wurde eine alter Bauwagen umgebaut. Sehr charmant. Dekoriert wurde hier offenbar mit viel Liebe zum Detail, überall gibt es etwas zum entdecken.
Mein Urteil: Der perfekte Ort für einen entspannten Feierabend! Aber Achtung, da es sich hier um eine Open Air Location handelt, ist diese natürlich wetterabhängig. Ein Blick auf die Homepage Ein Blick auf die Homepage genügt um zu erfahren ob gerade geöffnet ist oder nicht.
Nach einer stärkenden Schorle ging es weiter. Ich will ja noch was sehen von München 😉
Wieder zurück zur U-Bahn Station Heimeranplatz und mit der U5 bis zum Hauptbahnhof. Von dort aus geht es zu Fuß ins sehr zentral gelegene:
Café Kosmos
Was soll ich sagen, ich denke die Bilder sprechen für sich. Heruntergekommen schön. Ich mag sowas ja sehr! 🙂
Und es ist voll. Und laut. Und das bei bestem Wetter obwohl es keinen Außenbereich gibt. Wer Glück hat erwischt einen Sitzplatz, stehend ans der Theke kann man es aber auch sehr gut aushalten. Über die Wendeltreppe gelangt man zur zweiten Etage. Von dort aus hat man einen nicht ganz so wunderhübschen, aber immerhin überhaupt einen Ausblick auf die viel befahrende Straße. Wenn mich nicht alles täuscht habe ich für das Astra nur 1,60€ bezahlt. Ich bin mir aber nicht mehr 100%-ig sicher…auf jede Fall waren die Preise in Anbetracht der zentralen Lage mehr als fair.
Nach der Bierchenpause, breche ich wieder auf.
Touristemäßig latsche ich durch die Altstadt bis zum Marienplatz. Altstadt…Hmmm…Laut Google Maps ist das der Name dieses Stadtteils. In Wirklichkeit läuft man durch eine Einkaufspassage, gesäumt mit Geschäften die man wirklich in jeder mittelgroßen Stadt Deutschlands findet. Ich fand es eher unspektakulär und hätte beim Begriff „Altstadt“ eine andere Vorstellung. Vielleicht hätte ich mir stattdessen einem Weg durch kleinere Seitengassen bahnen sollen. Beim nächsten mal nehme ich mir eventuell die Zeit. Mal sehen.
Angekommen am Marienplatz finde ich viele Touristen vor, die alle das gleiche Motiv ablichten: Das Neue Rathaus Darüber lachen darf ich nicht, denn ich knipse fleißig mit 😉 Ich muss auch zugeben, ein beeindruckendes Gebäude und schwierig eine Perpektive zu finden um es einigermaßen komplett aufs Bild zu bekommen. Daher habe ich diese Mission schnell aufgegeben und mich auf Details konzentriert.
Per U-Bahn U6 geht es von hier aus nur zwei Stationen weiter zum Goetheplatz. Hätte ich vorher geahnt dass es im verwirrenden Untergrund dieser U-Bahn-Station so lange dauert bis ich das richtige Gleis finde, hätte ich mich zu Fuß auf den Weg gemacht, denn mein nächstes Ziel ist nicht einmal 2km entfernt:
FLEX
Eine tolle Bar mit nettem Personal in einer eher ruhigeren Wohn-Gegend.
Von außen ahnt man nicht, wie groß der Laden ist. Leider war hier überhaupt nichts los. Vielleicht liegt das an der Uhrzeit, vielleicht Wochentag. Vielleicht am mega Wetter. Oder aber auch weil der Mitarbeiter vergessen hat die Außenreklame einzuschalten…. 😀
Eine kleine Gruppe hockt an einem der Tische, ein paar Typen beschäftigen sich mit dem Kicker im hinteren Teil der Kneipe. Der Laden wirkt auf jeden Fall nicht so als ob hier nie was los wär. Vermutlich steppt hier am Wochenende der Bär. Ich denke ich werde dem Flex ein anderes mal noch eine Chance geben.
Da mich aber nun weder das auf der Leinwand gezeigte WM Vorrunden Spiel, noch die aktuelle Menschenleere besonders interessiert, leere ich höflich mein Getränk und ziehe weiter zu meinem letzten Ziel:
Bahnwärter Thiel
Bei dem Namen klingelt was bei mir. Es war einmal im Deutschunterricht… An den Inhalt der Geschichte erinnere ich mich kaum, nur noch an das deprimierende Gefühl beim Lesen umso besser. Diese Location ist aber alles andere als deprimierend. Wow! Was für ein farbefroher Ort! Jeder Winkel strotzt vor Kreativität.
Super schade, dass ich hier offensichtlich gerade ganz knapp ein Konzert verpasst hab. Ich könnte die Musiker nur noch beim Einpacken ihrer Instrumente beobachten.
Ansonsten lungern hier noch einige Menschen herum und genießen biertrinkend den späten Abend.
Diese Location ist sicherlich schon lange kein Geheimtipp mehr. Wenn ich mir die Baustellen im umliegenden Gelände so ansehe, dann vermute ich, dass das Bahnwärter Thiel irgendwann seine Pforten schließen wird. Das Zauberwort in München heißt „Zwischennutzung“, d.h. Orte wie diese werden nicht für die Ewigkeit geschaffen. Eigentlich ein schöner Kontrast. Auf der einen Seite das vor Tradition strotzende München und auf der anderen Seite eine dynamische nie stillstehenden Subkultur. Immer in Bewegung.
Ich bin jedenfalls gespannt welche Orte ich bei meinem nächsten Besuch in München entdecken darf. Ich bin mir bewusst, dass ich gerade erst den Hauch einer Idee der Münchener Subkultur erleben durfte. Wie schon gesagt, die Lust & Neugierde auf mehr wurde definitiv geweckt.
Wer Tipps und Empfehlungen für Locations dieser Art für mich hat: Immer her damit! 🙂 Schreibt mir!
